Es ist die Sucht
Es ist die Sucht, sie ist das Tier in mir.
Ich bin nicht abhängig von IHR. Sie ist es von MIR.
Sie manipuliert, umgarnt, betrügt mich. Sie lässt mich denken, sie wäre ich.
Wie ein forderndes Baby will sie gepflegt, umsorgt und genährt werden, rein instinktiv führt sie einen Kampf um ihr eigenes Überleben – und das ist von mir abhängig, sie braucht mich.
Nur klopft sie nicht an und sagt: „Hey du, hier bin ich wieder… aber sorry, was du da gerade so treibst, das geht mir auf den Geist (ernstes Thema, aber das ist ja wohl echt witzig), das gefällt mir ganz und gar nicht.“
Nee – so läuft das leider nicht.
Denn SIE sorgt dafür, dass ich gar nicht weiß, dass es sie so eigenständig gibt. Also beziehe ich ihren Kampf auf mich. Es ist gut zu wissen, dass SIE kämpft und nicht ICH.
Ich bin wirklich auf einem guten Weg, und dann kommen diese Schübe des Irrsinns, in denen ich mich so zerrissen, verzweifelt und einsam fühle. In denen ich nicht weiß, was los ist. In denen ich mich frage, was mit mir nicht stimmt, in denen die Trauer vorherrscht – begleitet von allen Erinnerungen, die immer noch mehr Zweifel und Zerrissenheit hervorrufen.
Und ich bin tatsächlich der Meinung, dass die liebe Sucht das ist, die wie ein verletztes, in die Ecke gedrängtes Tier schreit, sich windet, um ihr Überleben kämpft … denn dafür braucht sie MICH – ICH NICHT SIE!
Mit der Zeit wird es weniger werden, und sie muss einsehen, was ich schon weiß: Dass ich endlich auf sie scheiß
PS an das HNO:
Ihr alle seid ein tolles Team, und ich geh hier nicht so euphorisch raus, weil ich den ganzen Mist vergessen habe, sondern weil IHR mich dadurch begleitet und mich für mein neues Leben stark gemacht habt.
Da kann ich nur Danke sagen.
19 Tage später
17.11.22
Liebes HNO-Team,
nun bin ich seit 19 Tagen draußen – nach 118 Tagen Therapie. Eine Therapie, die mir ein neues Leben ermöglicht hat. Ich genieße jeden einzelnen Tag und bin dankbar! Dankbar an alle, die mich auf mein neues Leben vorbereitet haben. Ganz besonders DANKE sagen möchte ich meinem wundervollen Bezugstherapeuten, sowie meiner Traumatherapeutin. Ihr seid einfach klasse! Aber auch alle anderen, die an meiner „Genesung“ teilhatten, sage ich ein herzliches DANKESCHÖN. Es war eine gute Zeit in Oerrel. Mit Höhen und Tiefen. Mit Traurigkeit und Glücksgefühlen. Mit anstrengen Therapiestunden und Langeweile. Mit Menschen, die eine Suchterkrankung haben und/oder zumindest verstehen können. Mit einer Gruppe, die sehr gut funktioniert und Spaß gemacht hat. Auch euch, die ihr mich noch kennt, sage ich ein dickes DANKE!!! Ich hoffe, dass ich viele von euch auf den nächsten Ehemaligentreffen wiedersehen kann.
SR, ein Rehabilitand
Ein Jahr später
06.07.2023
Liebes Team vom HNO,
heute vor einem Jahr bin ich gestärkt und voller Zuversicht in mein neues Leben gestartet. 17 Wochen wurde ich von und mit eurem wundervollen Personal auf diese Zeit vorbereitet.
Dafür möchte ich mich herzlich bedanken!
Ich habe das erste Jahr mit vielen Hindernissen und Schwierigkeiten gut und trocken überstanden, und da ich stets an das Gute glaube, ist es auch so gekommen. Ich bin umgezogen, nachdem ich aus der Wohnung, die ich in der Zeit bei euch fand, quasi herausgemobbt wurde.
Nun ist es noch viel schöner, mein Hund SON, den ich kurz nach der Entlassung bei euch zu mir nahm, erdet mich, ist mir ein treuer Gefährte und hilft mir, zufrieden abstinent zu leben!
Danke liebes Team vom HNO! Danke für alles!!
Liebste Grüße 🖖🏼
Ein Erfahrungsbericht von Stefan Räuschel